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11.07.2024 – Leben
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Stromknappheit – Elektroautos als Gefahr für Versorgungssicherheit?

Zur E-Mobilität gibt es zahlreiche Behauptungen und Befürchtungen, darunter auch, dass eine Verkehrswende gleich aus mehreren Gründen eine Gefahr für unser Stromnetz und die Versorgungssicherheit mit Strom darstellt. Vieles hält einer genauen Prüfung nicht stand. Zeit also für die eww Gruppe als Energieversorger und Garant der Stromversorgung für Wels diese Mythen näher zu hinterfragen.

Elektroautos und Stromnetz

 

Mythos 1: Elektroautos überlasten das Stromnetz

So manche haben die Vorstellung, dass die meisten Autofahrer von der Arbeit nachhause kommen und umgehend das Auto zum Laden anstecken. Der enorme plötzliche Bedarf könnte unser Stromsystem ins Wanken bringen.

Tatsache ist:

  1. Es werden nicht alle Autos gleichzeitig geladen: Die durchschnittliche tägliche Fahrtstrecke liegt bei 35 km, zudem stehen die meisten Fahrzeuge 95 % des Tages. Diese Strecke macht tägliches Laden nicht notwendig.
     
  2. Der überwiegende Teil wird an einer smarten Wallbox in der Nacht geladen: In der Nacht ist der allgemeine Strombedarf am niedrigsten.
     
  3. Viele E-Autos können mit dem eigenen PV-Strom im Eigenheim oder am Arbeitsplatz geladen werden und steigern so den Eigenverbrauch der PV-Anlage, was zu einer zusätzlichen Eigenbedarfssteigerung führt und zur Stabilisierung des Stromnetztes​​​​​​​ beiträgt.
     
  4. Neue digitale Technologien, wie zum Beispiel Smart Grid, sorgen für ein smartes Stromnetz. Bidirektionale Kommunikation zwischen dem Stromversorger und den Verbrauchern helfen den Lastspitzen besser zu begegnen.
     
  5. Smart Charging an den Ladestationen erlaubt den Ladevorgang zu überwachen und zu steuern.
     
  6. Die Digitalisierung eröffnet 2 Möglichkeiten zur Entlastung der Netze:
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  • Die Vehicle-to-Grid (V2G) Technologie: Hier kann der Strom aus den Batterien der E-Autos kurzzeitig in das intelligente Stromnetz zurückgespeist werden, wodurch Verbrauchspitzen ausgeglichen werden können, und eine Stabilisierung des Stromnetzes erreicht wird.
  • Die Vehicle-to-Home (V2H) Technologie: Dabei werden Elektrofahrzeuge in Ruhephasen als Energiespeicher für den Strombedarf des eigenen Haushalts verwendet. Wenn Strom im Übermaß produziert wird, wird eingespeichert. Das Abfangen der Produktionsspitzen von erneuerbaren Energieträgern stabilisiert das Stromnetz und senkt die Kosten für den Verbraucher. Wird doch der Eigenverbrauch von selbst erzeugtem PV-Strom erhöht oder Strom dann eingespeichert, wenn er günstig zu haben ist.


​​​​​​​Bis auf eine dieser Arten das Netz entlastet werden kann, müssen aber mit einigen Fahrzeugproduzenten verschiedene Punkte, insbesondere hinsichtlich Erzeugergarantien für die Akkus und technische Rahmenbedingungen, geklärt werden.

Mythos 2: Die enorme Zahl an E -Autos führt zu einer Stromknappheit

Eine zweite häufige Annahme ist, dass mit der Umstellung auf Elektrizität im Verkehr die Elektrifizierung in vielen anderen Bereichen aufgrund von Stromknappheit nicht erfolgreich sein kann. Die Besorgnis scheint berechtigt, sieht man sich die folgenden Zahlen an. Würde ein Drittel der derzeit in Österreich angemeldeten Pkw mit vollelektrischem Antrieb fahren, würde der Strombedarf um 4,6 TWh steigen.

Der aktuelle Strombedarf von etwa 70 TWh steigt dadurch um rund 7 %. Es kann aber Entwarnung gegeben werden. Diese Steigerung ist nicht bedenklich – aus mehreren Gründen:

  1. E-Motoren sind weit effizienter als Verbrenner: Der Wirkungsgrad eines E-Autos liegt bei 65 %, während der von Verbrennern bei 20 % liegt, d.h. der Energiebedarf von Elektroautos ist weit geringer als der von Autos mit Verbrennungsmotor.
     
  2. Es werden nicht alle Fahrzeuge gleichzeitig geladen: Die durchschnittliche tägliche Fahrtstrecke liegt bei 35 km, eine Strecke für die ein tägliches Laden nicht notwendig ist.
     
  3. Strom, der für die Erzeugung von Benzin und Diesel gebraucht wird, wird eingespart. Neben vielen Transport- und Pumpvorgängen wird auch bei der Treibstoffherstellung selbst Strom verbraucht, muss doch das Rohöl zunächst auf 400 °C erhitzt werden. Bei einem Durchschnittsverbrauch eines PKWs von 7 l auf 100 km, kommen in etwa 11 kWh zusammen, das entspricht je Modell 50-80 km mit dem E-Auto.
     
  4. Der sukzessive Ausbau der erneuerbaren Stromerzeugung fängt den Anstieg des Verbrauches ab: Nach Berechnungen des OÖ Energiesparverbandes benötigt der Betrieb von vierfach mehr Elektroautos – das entspricht einem Anteil von 10 % aller Kraftfahrzeuge – 2 % des derzeit in Österreich produzierten Ökostroms.


Und weitere Zahlen untermauern die Machbarkeit der E-Mobilität: 2023 sind 54 TWh Strom erzeugt worden, 4 TWh mehr als 2022, gleichzeitig stieg der Anteil der erneuerbaren Stromquellen​​​​​​​ von 78 % auf 87 %.

Stromknappheit durch Elektroautos ist eine Gefahr, die bei den erfolgreichen Bemühungen des Ausbaus der erneuerbaren Energien und in Kenntnis des langsamen Hochfahrens der Anzahl der E-Autos nicht zu befürchten ist. Parallel dazu ist besonders im städtischen und stadtnahen Bereich die Zahl der PKWs sinkend. Attraktivere Öffi-Angebote und eine bessere Radinfrastruktur, aber auch Alternativen zum eigenen Auto, wie Car-Sharing, verstärken diesen Trend.

Versorgungssicherheit durch Innovationen und Investitionen

Befürchtungen, dass Elektroautos das Stromnetz überlasten und zu Stromknappheit führen könnten, halten einer genaueren Überprüfung nicht stand. Unbestreitbar ist jedoch, dass den großen Anforderungen an die Stromversorgung nur durch Innovationen, Flexibilisierung und Ausbau des Stromnetzes auf allen Ebenen begegnet werden kann.

Die eww Gruppe arbeitet schon lange daran das Stromnetz auf die Anforderungen der Energiewende vorzubereiten. So sind die meisten Stromzähler mit Smart Meter ausgestattet, die mithelfen die Stromnetze dauerhaft stabil zu halten und variable Tarife zu ermöglichen. Der immer größere Bedarf an elektrischem Strom kann aus erneuerbaren Quellen ausreichend gedeckt werden, bringt aber das örtliche Stromnetz an seine Grenzen.

Denn immer mehr PV-Anlagen speisen ins Stromnetz ein, das bedeutet besonders in den Mittagsstunden eine große Belastung. Die eww Gruppe investiert in den nächsten 5 Jahren 60 Millionen Euro in die weitere Stabilisierung der Netze, unter anderem in ein neues Umspannwerk, der Erweiterung eines bereits bestehenden und die Verstärkung der Stromtrasse in Wels. Das sind wichtige Investitionen in die Zukunft, denn wir von der eww Gruppe rechnen damit, dass die Anforderungen an das Stromnetz enorm steigen werden.

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