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HVO-Treibstoff ist in aller Munde. Von den einen wird er als Hoffnungsträger für den Weiterbestand der bestehenden Antriebstechnik für Dieselfahrzeuge gesehen, andere wittern dahinter einen Ökoschwindel. Grund genug einmal genau hinzuschauen, was hinter diesem Begriff steht.
HVO (hydrotreated vegetable oil) Treibstoff ist ein nicht-fossiler Kraftstoff, der aus biogenen Rohstoffen pflanzlichen oder tierischen Ursprungs unter Druck und bei hohen Temperaturen gewonnen wird. In Österreich wird der Einsatz von HVO-Diesel zunehmend populär. Im Jahr 2022 wurden rund 7.200 Tonnen HVO abgesetzt, während sich dieser Wert im Jahr 2023 auf über 30.000 Tonnen erhöhte. Besonders bemerkenswert ist der Anstieg des Absatzes von purem HVO (HVO100), der um den Faktor 220 zunahm.
Dieser Trend wird durch eine Novelle der Kraftstoffverordnung, die am 1. Januar 2023 in Kraft trat, begünstigt, wodurch der Absatz von HVO100 für Unternehmen wirtschaftlich attraktiver wurde. HVO-Diesel gilt als ein vielversprechender Diesel-Ersatz, der auch aus alten Speiseölen oder Reststoffen gewonnen wird und in fast jedem Dieselmotortyp ohne Nachrüstung genutzt werden kann. Dies aber nur unter der Voraussetzung, dass der Hersteller des jeweiligen Fahrzeugmodells eine HVO-Diesel Freigabe ausspricht. Eine Verwendung ohne diese Zulassung führt zum Verlust der Garantie.
HVO wird aus verschiedenen Ausgangsstoffen produziert, darunter pflanzliche Öle, Altspeiseöl, tierische Fette und Tierreste. Hersteller von HVO100 Diesel pochen auf zahlreiche Vorteile dieses paraffinischen Treibstoffes gegenüber herkömmlichem fossilem Diesel:
Die Vorteile von HVO-Diesel liegen in seiner klimaneutralen Herkunft und seiner Verwendungsmöglichkeit in herkömmlichen Dieselmotoren. HVO hat das Potenzial, die Emissionen von Maschinen und Fahrzeugen zu reduzieren, für die keine andere Antriebstechnologie in Frage kommt.
Die Voraussetzung für die Umweltfreundlichkeit der Technologie liegt in Rohstoffen aus nachhaltigen Quellen. Glaubt man den Herstellern ist dieser synthetische Dieselersatz absolut umweltverträglich und wird überwiegend aus Reststoffen hergestellt. Somit stelle der HVO-Treibstoff keine Konkurrenz für die Versorgung mit Nahrungsmitteln dar.
Die Umweltfreundlichkeit dieser Alternative basiert auf folgende Annahmen:
Die Realität zeigt jedoch, dass in der EU im Jahr 2022 weniger als die Hälfte des hergestellten HVO aus Rest- und Abfallstoffen gewonnen wurde. Vielmehr stammten 35 Prozent aus Palmöl sowie dessen Nebenprodukten, und 2020 kam das gesamte HVO in Österreich aus importiertem Palmöl. Nach dem Inkrafttreten eines Palmöl-Verbots im Jahr 2021 diversifizierte sich der Rohstoff-Mix.
2022 basierte der größte Anteil auf Soja- und Altspeiseöl, wobei die Reststoffe zu 60 Prozent aus Asien importiert wurden.
Diese Kritikpunkte wiegen schwer und lassen an der Sinnhaftigkeit eines breiten Einsatzes dieser Technologie zweifeln.
Obwohl HVO-Diesel als eine vielversprechende Alternative zu herkömmlichem Diesel angesehen wird, weist die Gesamtbilanz einige gravierende Nachteile auf. Hingegen ist der Einsatz von E-Motoren, die mit Strom aus erneuerbaren Energiequellen betrieben werden, die effizienteste Antriebsart im Straßenverkehr. Selbst bei LKWs und Bussen setzen die Hersteller auf den Elektroantrieb – sei es über eine Brennstoffzelle oder über Batterie.
Damit bleibt nur die Verwendung bei schwerem Arbeitsgerät übrig. Viele sehen in dieser eher kleinen Nische HVO als eine sinnvolle Möglichkeit, doch welche Auswirkungen die begrenzte Anwendung von HVO-Diesel auf den Preis haben wird, lässt sich nur schwer vorhersagen.
In jedem Fall gilt: Die langfristige Nachhaltigkeit hängt von der Wahl der Rohstoffe und der Transparenz hinsichtlich der Herkunft ab. Ohne strenge Vorschriften besteht das Risiko, dass es eher zu einem „grünen“ Marketingtrick wird, als zu einer echten Lösung.