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30.03.2025 – Leben
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Zappelstrom ist ein Mythos – Die Energiewende ist stabil

Der Begriff Zappelstrom wird oft verwendet, um die Schwankungen bei der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien negativ hervorzuheben. Doch diese Bezeichnung ist nicht nur irreführend, sondern auch sachlich falsch. Fluktuierende erneuerbare Energien wie Wind- und Solarstrom sind keineswegs unkontrollierbar oder unzuverlässig. Mit modernen Technologien und durchdachter Netzplanung kann auch mit dem sich ändernden Stromangebot eine stabile Stromversorgung sichergestellt werden.

Stromschwankungen - Zappelstrom


Fluktuierende erneuerbare Energien in Österreich 

In Österreich leisten erneuerbare Energien einen entscheidenden Beitrag zur Stromversorgung:

  • Wasserkraft: Liefert je nach Wasserverfügbarkeit zwischen 54 % und 67 % des Stroms.
  • Windkraft: Deckt etwa 10 % der Stromversorgung, mit steigendem Potenzial.
  • Photovoltaik: Wächst kontinuierlich und hat aktuell einen Anteil von ca. 3 %.

Besonders Wind- und Solarenergie unterliegen natürlichen Schwankungen, die allerdings gut vorhersehbar sind. Windkraft stellt dabei insbesondere im Winter eine verlässliche Energiequelle dar, da die Winde in dieser Jahreszeit oft beständiger wehen als im Sommer. Um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern weiter zu reduzieren, ist ein kontinuierlicher Ausbau der Windenergie notwendig.

Der Klimawandel stellt die Stromerzeugung vor Herausforderungen und verändert zudem die Wassersituation in Österreich. Das Abschmelzen der Gletscher, geänderte Niederschlagsmuster sowie häufigere Dürren und Starkregenereignisse beeinflussen die Verfügbarkeit von Wasserkraft erheblich.

Während längere Trockenperioden die Wasserstände in Flüssen und Stauseen senken, können steigende Flusspegel bei Starkregenereignissen eine Nutzung der Wassermassen verhindern. Diese Unsicherheiten verdeutlichen, warum der Ausbau anderer erneuerbarer Energien wie Wind- und Solarenergie essenziell ist, um eine stabile und nachhaltige Stromversorgung sicherzustellen.
 

Strategien zur Stabilisierung der Stromversorgung

Die Stabilisierung der Stromversorgung erfordert eine Weiterentwicklung hin zu einem flexiblen, dezentralen Energiesystem, in dem Verbraucher zunehmend auch zu Erzeugern werden – sogenannte Prosumer. Durch Photovoltaik-Anlagen auf Dächern, lokale Batteriespeicher und intelligente Steuerungssysteme können Haushalte und Unternehmen aktiv zur Netzstabilität beitragen. Diese Entwicklung verringert die Abhängigkeit von zentralen Großkraftwerken und hilft Schwankungen im Stromnetz auszugleichen.
 

1. Speicher- und Flexibilitätskapazitäten

  • Pumpspeicherkraftwerke dienen als bewährte Lösung zur Netzstabilisierung, wobei aktuell an Neubauten und Ausbauten gearbeitet wird.
     
  • Batteriespeicher können kurzfristige Schwankungen ausgleichen.
     
  • Redox-Flow-Speicher werden derzeit mit großem Erfolg erprobt und bieten vielversprechende und ressourcen-schonende Möglichkeit zur Speicherung.
     
  • Power-to-Gas-Technologien wandeln Überschussstrom in Wasserstoff um, der später genutzt werden kann. Elektrische Energie wird zunehmend in Form von Wasserstoff oder Methan gespeichert. Dabei wird mittels Elektrolyse Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff aufgespalten. Da die Speicherung von Wasserstoff komplex ist und derzeit noch keine großflächigen Speichermöglichkeiten existieren, wird Wasserstoff häufig zusammen mit Kohlenmonoxid oder Kohlendioxid in technisches Methan umgewandelt. In bestehenden Gaslagern kann es dann gelagert werden.

Allerdings stellt Methan als starkes Treibhausgas ein Risiko dar, da undichte Stellen bei der Lagerung erhebliche Emissionen verursachen können. Dennoch gehen über den gesamten Prozess hinweg derzeit 45 bis 70 % des eingesetzten Stroms verloren – Speicherverluste noch nicht eingerechnet.
 

2. Flexibilisierung der Stromnachfrage

Die effiziente Nutzung von Strom erfolgt am besten dann, wenn ausreichend Energie zur Verfügung steht. Durch eine flexible Steuerung des Verbrauchs können Lastspitzen vermieden und erneuerbare Energien optimal genutzt werden. Dies gilt insbesondere für folgende Bereiche:

  • Industrie: Unternehmen passen ihre Produktionszeiten an das Stromangebot an, sodass energieintensive Prozesse bevorzugt dann stattfinden, wenn viel erneuerbarer Strom verfügbar ist.
     
  • E-Mobilität: Elektrofahrzeuge können bestenfalls in Zeiten mit hoher Stromerzeugung geladen werden, was nicht nur das Netz entlastet, sondern auch kostengünstigere Tarife ermöglicht.
     
  • Haushalte: Smart-Home-Technologien ermöglichen eine verbrauchsgerechte Nutzung von Energie, beispielsweise durch das Aufheizen von Brauchwasser oder den Betrieb von Haushaltsgeräten zu Zeiten hoher Stromverfügbarkeit.



3. Netzausbau und -modernisierung

Eine sichere und effiziente Stromversorgung erfordert nicht nur eine leistungsfähige Infrastruktur im Inland, sondern auch eine enge Zusammenarbeit auf europäischer Ebene. Der Zusammenschluss und die Abstimmung der europäischen Stromnetze ermöglichen es, Stromengpässe auszugleichen, erneuerbare Energien überregional besser zu nutzen und die Resilienz des gesamten Systems zu erhöhen. Nur durch eine optimierte Vernetzung kann ein stabiles Stromnetz gewährleistet werden, das flexibel auf Produktions- und Verbrauchsschwankungen reagiert.

  • Weiträumige Vernetzung gleicht regionale Überschüsse und Defizite aus.
  • Smart Grids ermöglichen eine effizientere Steuerung der Stromflüsse.
     

4. Diversifizierung der Energiequellen

Die Diversifizierung der Energiequellen ist essenziell, um eine stabile und nachhaltige Energieversorgung sicherzustellen. Neben dem Ausbau erneuerbarer Energien, wie Wind- und Solarenergie, gewinnt insbesondere die Geothermie zunehmend an Bedeutung. Zudem können Mikrogasturbinen in Kläranlagen oder landwirtschaftlichen Betrieben direkt vor Ort im Sinne einer Kreislaufwirtschaft Strom erzeugen. 

Ein wesentlicher Aspekt der Energiewende ist jedoch auch die Sektoren übergreifende Nutzung bestehender Energiequellen. Dazu zählt die Nutzung von Abwärme aus Industrieanlagen zur Erzeugung von Raumwärme und Strom. Auch die Umstellung der Wärmeversorgung auf Fernwärme, wie sie in Wels von der eww Gruppe vorangetrieben wird, spielt eine entscheidende Rolle bei der Reduktion fossiler Energieträger. 

  • Biomasse und Geothermie liefern kontinuierlich Energie und gleichen Schwankungen aus.
  • Wasserkraft bleibt eine tragende Säule der österreichischen Energieversorgung.
  • Windkraftausbau ist essenziell, um die Stromproduktion im Winter weiter zu stabilisieren und die Versorgungssicherheit zu erhöhen.

 

Warum "Zappelstrom" ein falscher Begriff ist 

Die Fluktuation erneuerbarer Energien ist ein natürlicher Bestandteil der nachhaltigen Stromerzeugung, doch sie sind steuerbar. Durch eine Kombination aus Speichern, Netzmodernisierung und intelligenter Verbrauchssteuerung kann eine sichere und nachhaltige Stromversorgung gewährleistet werden. Österreich setzt bereits erfolgreich auf diese Strategien, um die Energiewende und die Versorgungssicherheit voranzutreiben. Der Begriff Zappelstrom ist daher nicht nur irreführend und verunglimpfend, sondern wird der technologischen Entwicklung einfach nicht gerecht.

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